Mittwoch, 28. August 2013

Rasseportrait: Hannoveraner

Der Hannoveraner ist eine Reitpferderasse, die zahlenmäßig zu den stärksten Warmblutzuchten weltweit gehört. In den vergangenen Jahrzehnten zählte der Hannoveraner Zuchtverband dank der durch die World Breeding Association for Sport Horses (WBFSH) registrierten und analysierten Sporterfolge seiner Vertreter zu den erfolgreichsten Reitpferdezuchten in den Disziplinen SpringenDressur und Vielseitigkeit.


Der Hannoveraner ist ein typisches modernes Sportpferd im Rechteckformat (länger als hoch). Das Zuchtziel ist recht umfassend:
„Gezüchtet wird der Hannoveraner als Rasse mit besonderer Eignung für den Reitsport. Es werden Pferde angestrebt, die auf Grund ihrer inneren Eigenschaften, der Rittigkeit, ihres äußeren Erscheinungsbildes, des Bewegungsablaufs, der Springveranlagung und der Gesundheit ideale Leistungs- und Freizeitpferde sind. Auf dieser Grundlage wird die Zucht von Pferden mit einer Schwerpunktveranlagung für eine der Disziplinen Dressur, Springen oder Vielseitigkeit angestrebt. Für die jeweils zweite Leistungsanlage (Dressur/Springen) werden Mindestanforderungen verlangt. Mit den oben genannten Eigenschaften wird auch die Zucht von Pferden angestrebt, die außerdem Qualitäten für den Fahrsport haben.“

Es existiert eine Bandbreite von unterschiedlichen Typen, die vom harten, blutgeprägten Pferd bis zum sogenannten Kommandeurspferd (besonders großrahmiger, stämmiger Typ) reichen. Angestrebt wird ein Stockmaß um 165 cm. Der Hannoveraner zeichnet sich durch sein exzellentes Gangwerk aus, das ihn für den großen Sport prädestiniert. Er ist sowohl in der Dressur-, im Spring- und im Vielseitigkeitsport auf höchstem Niveau einsetzbar und gilt als gelehrig, aufmerksam, ausgeglichen, aber auch temperamentvoll. Zudem eignet er sich als Fahr-, Jagd- und Freizeitpferd. Die Hannoveranerzucht lässt sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Hannoveraner wurde für die Landwirtschaft und für den Militärdienst gezüchtet. Die Grundlage für die heutige Zucht stellt die Gründung des Landgestüts Celle am 27. Juli 1735 mit der die zentrale Registrierung von Bedeckungen und Abfohlmeldungen eingeführt wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden vermehrt Vollblut- und englische Halbbluthengste zur Veredelung des „Hannöverschen Pferdes“ eingesetzt. Nach 1870 erfolgte die Konsolidierung der Zucht unter Berücksichtigung der einheimischen Stämme, bei der die Kutsch- und Militäreignung des Hannoveraners im Vordergrund stand. In diese Zeit fällt die Gründung des Hannoverschen Stutbuches 1888, dem Vorgänger des Hannoveraner Verbandes.
Kennzeichnend war und ist für die Hannoveraner Zucht die vorrangige Haltung von Zuchtstuten bei bäuerlichen Züchtern, unterstützt durch das Landgestüt und dessen Deckstationen. Bis in die frühe Nachkriegszeit war noch ein in allen Belangen der Landwirtschaft einsetzbarer Pferdetyp Schwerpunkt der Zucht. Nach der weitgehenden Mechanisierung der Landwirtschaft wurde die Zucht auf den neuen Sporttyp umgestellt, vor allem durch Einsatz von Vollblütern und Trakehnern als Veredler. Die Hannoveraner Zucht war damit „Trendsetter“ für die übrige deutsche Warmblutzucht.
Der Wallach Deister war eines der erfolgreichsten Springpferde der Welt.Einer der herausragendsten Hannoveraner Vererber der vergangenen 20 Jahre war der 1984 geborene Hengst Weltmeyer von World Cup I aus der Staatsprämienstute Anka, der bis zu seinem Tode 2011 im Eigentum des Celler Landgestütes stand. Weltmeyer wurde 1986 Körungssieger in Verden und 1987 Bundeschampion der dreijährigen Reitpferde. Bei der Hengstleistungsprüfung im gleichen Jahr in Adelheidsdorf erzielte er einen Index von 143,96. 1998 wurde der Titel „Hannoveraner Hengst des Jahres“ an ihn verliehen. Von Weltmeyers männlichen Nachkommen wurden 51 wieder für Hannover gekört, während seine Stuten in 151 Fällen die Staatsprämie erhielten.
 Der Hauptsitz des Hannoveraner Verbandes liegt in Verden. Dort werden in den Zuchtbüchern alle Daten und Informationen gesammelt und Equidenpässe ausgestellt. Zahlreiche Seminare bieten weitere Informationen für alle Interessierten. Auf dem Gelände der Niedersachsenhalle finden auch die großen Veranstaltungen Körungen,Turniere, Stutenschauen und Auktionen statt.



Seit 1949 veranstaltet der Hannoveraner Verband in Verden Reitpferdeauktionen. Mittlerweile finden acht Absatzveranstaltungen in der 2011/2012 modernisierten Niedersachsenhalle statt. Auf den Auktionen werden Fohlen, Zuchtstuten, Hengste und Reitpferde verkauft. Rund 1.000 Hannoveraner im Jahr finden so einen neuen Besitzer.
Auf der Eliteauktion im Herbst 2011 lag das Spitzengebot für das Pferd Lemony’s Nicket v. Londonderry aus der St.Pr.St. Wild Flower v. Weltmeyer bei 900.000 Euro. Der dreijährige Hengst hatte das Bundeschampionat des Deutschen Reitpferdes in Warendorf gewonnen und wurde bei seiner Körung als Prämienhengst ausgezeichnet. Ein Käufer aus den Vereinigten Staaten erhielt damit den Zuschlag für den Dunkelbraunen, der als Zuchthengst in Deutschland verblieb.
Insgesamt gibt es sieben Absatzveranstaltungen für Reitpferde, eine Auktion für Fohlen sowie die Hengstkörung mit anschließendem Hengstmarkt. Pferde für den Spitzensport werden ebenso verkauft wie Freizeitpferde.


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