Isabell Werth


Als Tochter einer landwirtschaftlich geprägten Familie aufgewachsen, hatte Werth früh Kontakt zu Pferden. Nachdem sie zunächst im Spring- und Vielseitigkeitsreiten aktiv war, entstand aus einer Freundschaft mit einer Tochter von Uwe Schulten-Baumer (Senior) Kontakt zu diesem. Unter Schulten-Baumers Training, der wie Isabell Werth in Rheinberg lebte, erfolgte ihr Wechsel zur Dressurreiterei. Zu Silvester 1986 bot Schulten-Baumer ihr an, seine Pferde zu reiten. Bis zu den Olympischen Spielen 2000 in Sydney war ihr Spitzenpferd Gigolo FRH aus dem Besitz Schulten-Baumers, der nach den Spielen 2000 in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Die sportliche Partnerschaft Werth / Schulten-Baumer hielt bis Ende 2001 an. Da Werth und Schulten-Baumer zu diesem Zeitpunkt voneinander Abstand benötigten und es zudem zu Differenzen mit dessen Stieftochter Ellen Schulten-Baumer kam, verließ Werth dessen Stall. In Absprache mit Werths neuen Mäzenen, Dietrich Schulze undMadeleine Winter-Schulze, übernahmen diese die Mehrzahl der Pferde Werths aus dem Besitz Schulten-Baumers. Werth zog in Folge auf den Hof der Familie Winter-Schulze nach Mellendorf.
Beruflich wählte Isabell Werth zunächst einen Weg abseits des Reitsports. Nach der Schulzeit und dem Abitur am Amplonius-Gymnasium in Rheinberg 1989 studierte sieRechtswissenschaft und arbeitete als Rechtsanwältin. Von 2001 bis 2004 war sie für die Karstadt AG tätig. Daneben vertreibt sie unter ihrem Namen eine Reitsport-Kollektion.
Im Jahr 2004 verließ sie den Stall Winter-Schulze und ging zurück nach Rheinberg, wo sie seitdem einen eigenen Reitstall betreibt. Bei den Stuttgart German Masters 2005 erritten Werth und Satchmo mit 79,958 % einen neuen Wertrekord im Grand Prix. Dieser Rekord wurde 2006 von Anky van Grunsven (81,333 % mit Salinero) und 2009 vonEdward Gal (84,085 % mit Totilas) abgelöst.
Bei den Weltreiterspielen 2006 in Aachen fiel ihr Spitzenpferd Warum nicht durch eine Verletzung aus. Trotzdem gewann sie auf ihrem Wallach Satchmo, der als „Wackelkandidat“ galt, Mannschaftsgold, wurde Weltmeisterin im Grand Prix Spécial und errang Bronze in der Kür.
Seit Januar 2006 engagiert sich Werth als Botschafterin für die Christoffel-Blindenmission.
Bei den Olympischen Spielen in Peking wurde Werth zusammen mit Nadine Capellmann und Heike Kemmer mit der Mannschaft Olympiasiegerin und holte im Einzel Silber hinter der Niederländerin Anky van Grunsven. Werth selbst gewann damit ihre vierte Einzelmedaille bei Olympia, insgesamt holte sie acht Medaillen.
Am 24. Juni 2009 wurde bekannt, dass ihr Wallach Whisper beim Pfingstturnier in Wiesbaden in der A-Probe positiv auf die verbotene Substanz Fluphenazin getestet worden ist. Sie wurde daher bis auf weiteres vom Weltverband FEI für alle Turniere gesperrt. Am 2. September 2009 wurde Werth von der FEI zu einer sechsmonatigen Sperre verurteilt, welche am 22. Dezember desselben Jahres ablief (die Sperre begann bereits am 23. Juni).
Ihr Lebensgefährte ist der ehemalige Karstadt-Manager Wolfgang Urban, mit dem sie einen Sohn hat.
- Olympische Spiele
- Goldmedaille (Mannschaft): 1992, 1996, 2000 mit Gigolo FRH, 2008 mit Satchmo
- Goldmedaille (Einzelbewerb): 1996 mit Gigolo FRH
- Silbermedaille (Einzelbewerb): 1992, 2000 mit Gigolo FRH, 2008 mit Satchmo
- Weltmeisterschaften
- Goldmedaille (Mannschaft): 1994, 1998 mit Gigolo FRH, 2006 mit Satchmo
- Bronzemedaille (Mannschaft): 2010 mit Warum nicht FRH
- Goldmedaille (Einzelwettbewerb): 1994 (GP Special), 1998 mit Gigolo FRH, 2006 (GP Special) mit Satchmo
- Bronzemedaille (Einzelwettbewerb): 2006 (GP Kür) mit Satchmo
- Europameisterschaften
- Goldmedaille (Mannschaft): 1989, 1991, 1993, 1995, 1997, 1999, 2001, 2003
- Goldmedaille (Einzelbewerb): 1991 (GP Special), 1993 (GP Special), 1995, 1997, 2007
- Silbermedaille (Mannschaft): 2007
- Weltcup
- 1. Platz: 1992 mit Fabienne, 2007 mit Warum nicht FRH
- 2. Platz: 2001 mit Anthony FRH, 2006 und 2008 mit Warum nicht FRH, 2009 mit Satchmo
- Deutsche Meisterschaften (Damen)
- Goldmedaille: 1991, 1992, 1995, 1996, 1997, 1998, 2007 mit Satchmo, 2008 mit Warum nicht FRH
- Silbermedaille: 1993, 2001, 2003, 2006
- Bronzemedaille: 1990, 2000, 2002
- Mit ihrem Sieg im Jahr 2008 war Isabell Werth die letzte deutsche Meisterin in der Damenkonkurrenz. Im Jahr 2009 wurde die Trennung zwischen Damen und Herren bei der deutschen Meisterschaft im Dressurreiten abgeschafft und stattdessen durch getrennte Meisterschaften im Grand Prix Spécial und in der Grand Prix Kür ersetzt.
- Deutsche Meisterschaften (Grand Prix Spécial)
- Goldmedaille: 2009 (78,917 %) und 2010 (77,708 %) mit Warum nicht FRH
- Silbermedaille: 2011 (81,375 %) mit El Santo NRW, 2013 (78,125 %) mit Don Johnson FRH
- Deutsche Meisterschaften (Grand Prix Kür)
- Goldmedaille: 2010 (81,700 %) mit Warum nicht FRH
- Silbermedaille: 2009 (81,050 %) mit Warum nicht FRH, 2013 (83,300 %) mit Don Johnson FRH
- Bronzemedaille: 2011 (82,400 %) mit El Santo NRW
Ihre Cracks:
El Santo
„Ernie“ wird er im Stall gerufen, sein offizieller Name ist El Santo NRW. Der 2001 geborene Rheinische Ehrentusch-Sohn (Mutter von Rhythmus) aus der Zucht von Dieter und Christel Horn gehört Isabell und Madeleine Winter-Schulze gemeinsam. Der 1,69 m große Braune verfügt über sehr viel Takt und Schwung, ist gelehrig und ungemein locker. Isabell: „Darüber hinaus ist er sehr lieb und total unkompliziert.“ Unzählige Siege in Grand Prix-Prüfungen und Nationenpreisen sowie EM-Mannschafts-Silber zwei Medaillen bei Deutschen Meisterschaften gehen bereits auf das Konto des Nachwuchs-Stars.
Der Stern
Zu einem kommenden Stern am Dressurhimmel könnte sich auch, nomen est omen, der 2001 geborene Dormello-Sohn Der Stern (Mutter von Sion) entwickeln. Der Dunkelbraune (Züchter Wilfried Schlotmann) gehört mit nur 1,70 m zu den kleineren Pferden im Stall Werth, hat dafür aber umso größere Bewegungen. Ausgestattet mit einer enormen Bewegungsdynamik und super Grundgangarten kann er auch schon mal hoch in die Luft springen. Isabell: Sternchen ist sehr selbstbewusst, oft auch ziemlich frech. Aber inzwischen bereits erfolgreich bis Grand Prix.
Don Johnson
Der 2001 geborene Don Frederico-Sohn (Mutter von Warkant) aus der Zucht von Ulrike Meyer verfügt mit seinen 1,69 m Stockmaß über außergewöhnlich elastische Bewegungen und eine ausgeprägte Versammlungsfähigkeit, die ihm bereits jede Menge internationale Grand-Prix-Erfolge gebracht hat. Ansonsten hat der Braune wenig Ähnlichkeit mit seinem charmanten Namensvetter aus Miami Vice. Isabell: „Er ist so rotzefrech, dass er eher an Kevin allein zu Hauserinnert.“ Doch Jonny's Entwicklung zeigt, dass er langsam erwachsen wird.
Bella Rose
Ganz Dame ist die Bellisimo-Tochter Bella Rose (Mutter von Cacir AA) aus der Zucht von Heinrich und Wilhelm Strunk). Die elegante, 1,70 m große Fuchs-Stute wurde 2004 geboren. Isabell: „Ihre Stärken liegen in ihrer Eleganz und Leichtfüssigkeit sowie in ihren tollen Grundgangarten. Aber sie weiß, wie schön sie ist und benimmt sich gerne mal wie eine Diva.“
.. und noch viele andere.
Ein paar Impressionen der Dressurreiterin:
"So lange wie möglich im internationalen Spitzensport etabliert sein.
Das sind vielleicht noch zehn Jahre plus minus.
Ob ich mit 50 noch alle drei Wochen zum Turnier reisen will, wird sich zeigen.
Vermutlich werde ich dann andere Prioritäten setzen, andere Ziele verfolgen. Mit Pferden wird mein Leben aber wohl immer zu tun haben."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen